TALHEIM – Musikverein begeht am Samstag, 20. April 2024 seinen 100. Geburtstag mit einem Festabend – Nur noch rund 20 Aktive
Von Stefanie Pfäffle (HSt)
„Wir sind nicht mehr der große Verein wie vor 25 Jahren.“ Für Friedrich Garrelts, erster Vorsitzender des Musikvereins (MV) Talheim, gibt es da nichts zu beschönigen. Ein Festumzug wie noch vor 50 Jahren passt da einfach nicht. Das heißt aber nicht, dass das 100-jährige Bestehen nicht trotzdem gefeiert wird.
Am Samstag lädt der Verein um 18 Uhr zu einem Jubiläumsfestabend in den Kulturtreff mit viel Musik, Ehrungen, einer Bildershow und Ansprachen.
Ein paar Talheimer trafen auf dem Haigern auf ein paar Fleiner mit ihren Instrumenten und fanden die Idee vom gemeinsamen Musizieren so gut, dass sie 1924 den Musikverein Eintracht Talheim gründeten. Unterrichtet wurden sie vom damaligen Leiter des MV Fleins Alfred Münzing zunächst im Bügelzimmer des evangelischen Pfarramts. „Vielleicht wurde deswegen auch gleich noch ein weiterer Verein, der Musikverein Talheim, gegründet, weil der Lehrer ein Fleiner war“, mutmaßt Garrelts augenzwinkernd über das Kuriosum.
Zum Neuanfang nach dem Zweiten Weltkrieg beschränkte man sich zunächst auch mangels Musikern auf eine Kapelle, den MV Talheim. „Am Anfang wurden erstmal die Spätheimkehrer musikalisch empfangen, 1952 ging es dann wieder richtig los.“
Schwierige Zeiten Der Verein wächst und wächst. Zu Hochzeiten sitzen rund 45 Musiker bei den Aktiven. Mit dem Quellenfest, das 1978 zum ersten Mal stattfindet und mittlerweile unter Schnitzelfest firmiert, wird ein fester Punkt im Veranstaltungskalender der Gemeinde geschaffen. Doch die Zeiten ändern sich. „Früher spielte der Musikverein in Sachen Freizeitgestaltung eine große Rolle, wir gingen auf Reisen, spielten auswärts Auftritte, die ganze Familie kam automatisch zu den Konzerten.“ Heute ist das Angebot größer und der Musikverein hat zu kämpfen. „Es ist schwierig, die Musiker für Auftritte zu begeistern, so ist es nicht immer leicht, genügend zusammenzubekommen, um spielfähig zu sein“, bedauert der erste Vorsitzende.
Bis auf das Schlagzeug sind zwar noch alle Register besetzt, trotzdem sind es nur noch rund 20 Aktive. Deswegen beschränke man sich inzwischen im Wesentlichen darauf, die Feste in Talheim zu begleiten, sei es das Gassen- und Maibaumfest, Gemeindeveranstaltungen, Volkstrauertag oder auch Beerdigungen.
Dabei tut der Verein viel, um Nachwuchs zu gewinnen. „Wir wollen jedem Kind und Jugendlichem mit Interesse die Möglichkeit geben zu musizieren“, betont Garrelts. Jugendleiterin Anja Bader hebt da vor allem die Partnerschaft mit der Gemeinde unter dem Motto „Schule und Verein“ im Rahmen der Kernzeitbetreuung hervor.
Bläserprojekt „Das Bläserprojekt in der dritten und vierten Klasse läuft sehr gut, da kommen regelmäßig 25 Kinder, und die sind begeistert“, berichtet sie. Für sie gibt es auch eine Juniorband. Doch beim Übergang in die weiterführende Schule wird es dann schwierig. In der zehnjährigen Projektzeit konnten gerade einmal vier Jugendliche bis zu den Aktiven geführt werden. „Trotzdem ist musikalische Früherziehung eine sinnvolle und ehrenvolle Aufgabe, die wir auch nicht einstellen wollen“, betont Garrelts.
Dennoch müsse man viel tun, um am Ende des Jahres auf eine schwarze Null zu kommen. „Den Leuten macht es ja auch Spaß und wir versuchen, wieder größer zu werden, aber wir können es nicht erzwingen.“ Doch jetzt wird erstmal gefeiert, so, wie sie es können, mit ordentlich Musik.
Zusammenschluss – Für die Zukunft könnte sich Friedrich Garrelts, Vorsitzender des Musikvereins Talheim, eine Spielgemeinschaft mit einem anderen Musikverein vorstellen. Dafür macht er regelmäßig Werbung, doch bei den Nachbargemeinden stößt er aktuell auf wenig Gegenliebe. „Dann hätten wir ein so großes Orchester, dass es nicht schlimm ist, wenn mal einer fehlt“, erläutert er seine Idee. Beim Zeltfestival im vergangenen Jahr in Flein sei man mit dem dortigen Orchester aufgetreten. „So ein Klangkörper war schon was anderes, das hat allen Spaß gemacht“, erinnert sich Jugendleiterin Anja Bader. spf