Von Sabine Friedrich (HSt)
Talheim – Nach dem Brand in der Talheimer Schule am vergangenen Sonntag ist vieles nicht mehr so wie es war. Der Arbeitsalltag von Schule und Rathaus ist durcheinander gewirbelt. Kleine Lichtblicke und Zeichen der Solidarität spenden den vom Feuer Betroffenen Kraft und Zuversicht. „Wir haben schon viel geschafft“, blickt Schulleiterin Susanne Hermanski auf die Woche mit großem Organisationsaufwand und vielen Gesprächen zurück. Der eilends erstellte Notfallplan an der Grund- und Hauptschule greift. Die Sechstklässler haben im Musikpavillon eine neue Bleibe gefunden. Schulmöbel sind bestellt. „Mit Fassung“, so Hermanski, tragen es die Achtklässler, dass sie mit dem Physikraum Vorlieb nehmen müssen.
„Sie fühlen sich heimatlos“, versteht die Schulleiterin, dass beide Jahrgangsstufen ihre angestammten Räume im ausgebrannten alten Schulteil vermissen. Bauhofmitarbeiter packten an, um Schränke auszuräumen, Karten und anderes Unterrichtsmaterial in den Keller zu verfrachten. Im Lernmittelraum ist nun Platz für die Handarbeitsstunden. Von Wasserspuren und Brandgeruch befreit sind zwei gerettete Schränke. Was sich darin unerwartet noch als funktionstüchtig erwies, das freut Hermanski besonders: die zehn Schul-Nähmaschinen.
Auch Material fürs Textile Werken ist noch verwendbar. Der Notplan ist für die Schulleiterin keine Dauerlösung. Sie denkt an Container. Für das Angebot von Pfarrer Johannes Adolph, das evangelische Gemeindehaus mit der Küche zu nutzen, hat sich Hermanski bedankt. Sie sieht dort jedoch Aufsichtsprobleme. Vielleicht kochen die Talheimer Schüler bei ihren Kameraden in Flein. Denn Rektor Roland Gärtner hat „seine“ Schulküche zur Verfügung gestellt. Auch Friedrich Garrelts ist voll des Lobes über die Hilfsbereitschaft, die seinem Musikverein zuteil wird, der Lager- und Probenräume im Obergeschoss des alten Schulhauses verloren hat.
Die Musikschüler und die Aktiven haben Unterschlupf im evangelischen Gemeindehaus gefunden, die Zöglinge zudem auch im Musikpavillon. Die Gemeinde hat den Musikern angeboten, sich vorerst im leer stehenden Verwaltungsgebäude neben dem Rathaus einzurichten.
Ganz so schlimm wie befürchtet, ist es für den Verein nicht gekommen. Etwa 50 Prozent des Notenrepertoires blieben von den Flammen verschont, sind zwar nass, angekokelt und stinken, können aber noch kopiert werden.
Allerdings ist der eigene Kopierer samt PC vernichtet. Ob das Vereinssymbol, der Schellenbaum, eine Restaurierung lohnt, ist ungewiss. Unbrauchbar geworden sind 44 Instrumente. Die Musiker blasen nicht Trübsal, sondern pusten an diesem Wochenende wieder ins Blech beim Schozachtalkonzert in Ilsfeld. Die Noten für die Stücke waren vor dem Brand bereits an die Musiker verteilt worden. Die Kriminalpolizei hat die Spurensuche abgeschlossen.
Ein technischer Defekt an der elektrischen Installation war laut Pressesprecher Peter Lechner die Brandursache. Arbeiter einer Firma und des Bauhofes füllen Container um Container mit Brandschutt.
Was aus der Ruine wird? Am Montag schätzt der Versicherungsvertreter den Schaden, prüft der Statiker die Standfestigkeit des Gebäudes. Mit dem Oberschulamt wird der Raumbedarf, auch der zukünftige, besprochen.
Dringlichkeit sei ihr da zugesichert worden, ist Hermanski erleichtert. Im Rathaus wird nun schnellstens Kassensturz gemacht. Zwar war eine erste Planungsrate für den Umbau des alten Schulhauses im Haushaltsplan 2003 enthalten. Das hat sich nun erledigt. Geld für Wiederauf- oder Neubau muss jetzt aufgespürt werden.